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Freitag, März 29, 2024

Studie: Firmen-Chefsessel bleibt oft in der Familie

Die Söhne und Töchter von Unternehmern wollen meist ebenfalls Unternehmer werden - am liebsten als Papas Nachfolger, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Fielmann, Sixt, Hipp – in vielen Familienunternehmen wird die Gründergeneration gerade schrittweise von den Kindern abgelöst. Bei einer Umfrage der Stiftung Familienunternehmen sahen es 71 Prozent der potenziellen Nachfolger als wahrscheinlich an, «dass sie bis zum 40. Geburtstag Geschäftsführer des Familienunternehmens sein werden». Die Übernahmebereitschaft habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. «Allen Unkenrufen zum Trotz steht eine Generation von Unternehmern zur Verfügung, die bereit und in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen», teilte die Stiftung am Montag in München mit. Rund drei Millionen Familienunternehmen stehen in Deutschland für jeden zweiten Arbeitsplatz und 2,8 Billionen Euro Umsatz, so das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Jedes Jahr stehen Zehntausende Familienbetriebe zur Übergabe an. «Der Malermeister mit zwei Kindern, die beide studiert haben – sie werden den Betrieb eher nicht fortführen», sagt Stiftungssprecher André Tauber. Aber bei großen Familienunternehmen sehe das ganz anders aus. Der 30-jährige Marc Fielmann zum Beispiel ist seit November alleiniger Vorstandschef von Deutschlands größter Optikerkette, mit 740 Filialen, 20 000 Mitarbeitern und 1,4 Milliarden Euro Umsatz. Unternehmensgründer Günther Fielmann hatte seinen Sohn 2018 zum Co-Chef des Konzerns gemacht, jetzt übergab er jetzt das Steuer.

Auch bei der Drogeriemarkt-Kette dm ist der Generationswechsel gerade erfolgt: Christoph Werner, der 46-jährige Sohn des Unternehmensgründers Götz Werner, steht jetzt an der Spitze des Konzerns mit über 11 Milliarden Euro Umsatz. Bei anderen ist der allerletzte Schritt noch offen. Europas größter Autovermieter, Erich Sixt, wird dieses Jahr 76. Seine beiden Söhne Alexander und Konstantin haben in London und Paris Betriebswirtschaft studiert, sind schon seit 2015 im Vorstand und haben inzwischen ihr Gesellenstück abgeliefert: Die digitale Vernetzung der Vermietflotte, das Zusammenführen von Carsharing und Miete mit einer Buchungs-App für die Kunden. Für Hipp-Babybrei steht seit einigen Jahren nicht nur Firmenpatriarch Claus Hipp «mit seinem Namen», sondern auch sein 51-jähriger Sohn Stefan. Ihre Büros in Pfaffenhofen liegen direkt nebeneinander. Der Senior ist zwar noch fast jeden Tag da, «aber das operative, strategische Geschäft überlässt er zunehmend der jungen Generation», sagt Hipp-Sprecher Clemens Preysing. Stefan Hipp übernehme die Rolle als Gesicht der Marke, sein jüngerer Bruder Sebastian Hipp sei im Verwaltungsrat: «Die teilen sich das auf.»

Das klassische Nachfolgemodell, wonach ein Familienmitglied die alleinige Verantwortung in der Geschäftsführung übernimmt, verliert an Bedeutung: Auch das ist ein Ergebnis der Studie, für die die Zeppelin-Universität Friedrichshafen im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen im vergangenen Jahr 516 potenzielle Unternehmensnachfolger befragt hat. Nur noch 29 Prozent vertraten die Ansicht, Geschäftsführer müssten aus der Familie kommen. 22 Prozent meinten, nur ein einziges Familienmitglied könne in die Geschäftsführung. «61 Prozent sehen es indes als wahrscheinlich an, dass ein Team aus Familienmitgliedern und Nicht-Familienmitgliedern die Geschäftsführung übernimmt.» Enorme Chancen sehe die nächste Unternehmergeneration in der Digitalisierung und der Zusammenarbeit mit Start-ups, heißt es in der Studie. Um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, nähmen die Nachfolger kulturelle Unterschiede zwischen Start-up und etabliertem Familienunternehmen bewusst in Kauf. Mit Flexibilität und kurzen Entscheidungswegen seien sie sich näher als Start-ups und Großkonzerne. «Die beruflichen Zukunftspläne der nächsten Generation sind durchweg unternehmerisch», ergab die Umfrage. Am liebsten in der Führung des Familienunternehmens. «Deutschlands nächste Unternehmergeneration kann sich auch sehr gut vorstellen, in Zukunft selbst ein Unternehmen zu gründen», heißt es in der Studie. Dagegen wird «ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis eher nicht angestrebt»: Lohnarbeit – nein danke! Mitunter erfüllen sich die Hoffnungen der Alten aber auch nicht. «Kein Familienmitglied der nächsten Generation wird in die operative Führung des Unternehmens einsteigen», hat Keksfabrikant Werner Bahlsen vor einer Woche mitgeteilt. Er hatte sich schon zurückgezogen, der Posten des Vorstandschefs ist lange vakant. Jetzt muss der Senior extern suchen. (dpa)

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