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Samstag, April 20, 2024

Milliarden-Deal: Diebold übernimmt Wincor Nixdorf

US-Rivale Diebold übernimmt den Computerpionier und Geldautomatenbauer Wincor Nixdorf. Das wird kein Zuckerschlecken, urteilt Marktführer NCR.

Die Unabhängigkeit war den Managern in Paderborn wichtig. Noch zuletzt hatte Wincor-Nixdorf-Chef Eckard Heidloff auf der Bilanz-Pressekonferenz am 9. November betont: «Wir können es auch allein.» Jetzt ist klar, die Aussage gehörte zum Gesprächspoker. Die Verhandlungen des Geldautomaten-Herstellers mit seinem US-Rivalen Diebold waren zu diesem Zeitpunkt noch im Gange. Nur wenige Tage später herrscht Gewissheit. Aus Wincor Nixdorf wird ein US Unternehmen mit dem Namen Diebold Nixdorf. Nach der zwischenzeitlichen Übernahme durch Siemens von 1990 bis 2004 geben sich die Paderborner jetzt erneut in die Arme eines Partners. Sie hatten in den vergangenen Jahren vieles versucht. Immer neue Sparprogramme, immer neue Geschäftsinitiativen – doch ein nachhaltiger Aufwärtstrend wollte sich in Paderborn nicht einstellen. Unabhängig von der Übernahme läuft bei Wincor Nixdorf ein Sparprogramm bis zum Ende des Bilanzjahres 2017/2018 Rund 1.100 Stellen sollen weltweit wegfallen, 500 davon allein in Deutschland. «Daran halten wir auch fest und wir liegen gut im Zeitplan. Darüber hinaus aber gibt es auch nach dem Angebot von Diebold keine weiteren Pläne für einen Stellenabbau», sagt Wincor-Nixdorf-Sprecher Andreas Bruck am Montag. Beide Seiten bestreiten allerdings nicht, dass nach weiteren Synergien gesucht werde. «Gerade bei der Bildung eines neuen Konzerns gibt es natürlich in den Verwaltungen Überlappungen», sagt Bruck. Und das treffe Paderborn als größten Standort wahrscheinlich am heftigsten, sagte der Sprecher.

Vom Marktführer NCR – ebenfalls ein US-Unternehmen – kamen bereits vor Wochen kritische Töne: Ein solcher Zusammenschluss würde wegen der räumlichen und der Kulturunterschiede zwischen den USA und Deutschland sowie der teils sehr ähnlichen Produkte «kein Zuckerschlecken», sagte ein NCR-Europaverantwortlicher. Die Integration binde beide Partner über Jahre. «Wir zittern überhaupt nicht.» Wenn die Kartellbehörden zustimmen, sieht der Deal so aus: Für bis zu 1,7 Milliarden Euro will der Konzern aus Ohio den Paderborner Rivalen schlucken. Dabei übernimmt die weltweite Nummer 2 den Drittplatzierten auf dem Markt für Selbstbedienungsautomaten für Banken sowie Kassensysteme. Rechtlicher Sitz des neuen Konzerns mit dann 25.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von 4,8 Milliarden Euro wird dann North Canton (Ohio) sein. Konkret beläuft sich das Angebot auf 38,98 Euro in bar sowie 0,434 Diebold-Anteile je Wincor-Nixdorf-Aktie. Der Preis entspricht den Unternehmen zufolge einem Wert von 52,50 Euro je Wincor-Papier. Über den tatsächlichen Wert entscheidet die Entwicklung der Diebold-Aktie und das Euro/Dollar-Verhältnis. Die Aktionäre erhalten das Angebot Anfang nächsten Jahres, bis zum Sommer soll die Transaktion dann abgeschlossen sein.

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