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Donnerstag, März 28, 2024

Hasso Plattner: «Ich bin kein Über-Chef»

Mit dem richtigen Gespür für künftige Trends brachte Hasso Plattner SAP an die Weltspitze. Im Alter von 75 Jahren denkt er offenbar langsam ans Aufhören.

Im vergangenen Jahr wollte Hasso Plattner es noch einmal wissen: Zusammen mit seiner Tochter nahm er an der internationalen Segel-Regatta 52 Super Series teil. Nur knapp verpasste ihr Team mit Plattners Tochter am Steuer den Sieg vor der kroatischen Küste – in der Gesamtwertung schafften sie es auf Rang sieben. In einem Alter, in dem andere sich zurückziehen, bleibt Plattner aktiv. Am 21. Januar feiert der Mitgründer des Software-Konzerns SAP seinen 75. Geburtstag. Inzwischen scheint es um Plattner aber etwas ruhiger geworden zu sein: Die Zeiten, in denen er sich mit E-Gitarre auf die Bühne vor Kunden stellte, sind längst vorbei. Die Regatten in den kleinen 505er-Jollen mutet er sich ebenfalls nicht mehr zu. Auch die legendären Segelwettfahrten gegen Oracle-Chef Larry Ellison sind Geschichte – und mit streitbaren Verlautbarungen hielt er sich zuletzt ebenfalls zurück. In früheren Zeiten wetterte er gern mal gegen das deutsche Steuersystem oder brachte die SAP-Belegschaft gegen sich auf, indem er unbequeme Losungen ausgab. Mal sollte SAP eine «Happy Company» à la Google werden, mal warf er den Mitarbeitern entgegen: «Manchmal will ich die Walldorfer Entwickler packen und schütteln und anschreien: Bewegt euch schneller!» Dabei mischt Plattner immer noch mit – vor allem als Mäzen für Wissenschaft und Kunst. Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt sein Vermögen auf 12,5 Milliarden US-Dollar. In dem von ihm gestifteten Hasso-Plattner-Institut in Potsdam stellt sich der SAP-Aufsichtsratschef vor die Studenten, um über Trends in der Softwareindustrie zu referieren.

Nach dem Widerstand Potsdams gegen eine moderne Kunsthalle ließ er das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Palais Barberini zum Museum wiederaufbauen. Für die Eröffnungsausstellung ließ Plattner nicht nur einige Bilder aus seiner Privatsammlung im kalifornischen Palo Alto kommen, sondern animierte nach eigenen Worten auch Microsoft-Gründer Bill Gates dazu ein Bild nach Potsdam zu schicken. Und wie selbstverständlich zieht Plattner auch bei seinem Unternehmen als letzter der SAP-Gründer noch die Strippen – auch wenn er das so niemals sagen würde: «Ich bin kein Über-Chef», sagte er 2013 der «Wirtschaftswoche». Gemeinsam mit Dietmar Hopp und drei weiteren IBM-Kollegen gründete Plattner 1972 die Firma Systemanalyse und Programmentwicklung. Mitgründer Hopp nennt ihn einen «konstruktiven Querdenker». Der langjährige SAP-Chef Henning Kagermann, den Plattner einst anwarb, beschrieb ihn vor drei Jahren in einer Laudatio als «unerschöpflich kreativen Menschen», der zugleich den Blick für das Machbare, kommerziell Erfolgreiche hat. Dabei leite ihn ein «fast untrügliches Gespür für technologische Neuerungen.» Tatsächlich ist es wohl Plattners Verdienst, dass SAP zum Marktführer wurde. Die USA, die Firmen im Silicon Valley, waren Plattners großes Vorbild. Anfang der 1990er Jahre kam er von dort zurück und überzeugte seine Kollegen, das aus ihrer Sicht noch nicht ganz reife Softwarepaket R3 zu verkaufen. Die Wette ging auf.

«Seinen Nutzen kann man nicht beziffern, aber die SAP wäre ohne ihn niemals so erfolgreich geworden», sagte sein früherer Mitstreiter Dietmar Hopp der Deutschen Presse-Agentur. «Ich wünsche ihm und der SAP, dass der Übergang zu einer SAP ohne Hasso Plattner reibungslos gelingt, wann immer Hasso diesen Zeitpunkt für gekommen hält.» Das könnte schon in den kommenden Jahren sein. Auf der Hauptversammlung 2017 kündigte Plattner für die diesjährige Aufsichtsratswahl an: «Ich bin durchaus bereit weiterzumachen, aber nicht volle fünf Jahre.» Nach einem echten Ruhestand sieht es aber nicht aus: Zumindest im kommenden Jahr wird Hasso Plattner nach Angaben des Veranstalters wieder mit seinem Team Phoenix bei der 52 Super Series antreten.

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