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Freitag, April 19, 2024

Commodore-Schau: Die Computer-Legende aus Braunschweig

Wo einst die Europa-Zentrale von Commodore arbeitete, erinnert nun eine Ausstellung an die C64-Zeit. Dass die Amerikaner Braunschweig auswählten, hatte einen ganz besonderen Grund.

Die blauen Buchstaben leuchten, als sei die Firma nie vom Markt verschwunden. Neu installierte Spots strahlen das Commodore-Logo an der riesigen Halle auch bei Nacht an. Es ist der Original-Schriftzug, der einst die Europazentrale des Heimcomputer-Pioniers in Braunschweig schmückte. Für eine Schau über die Geschichte von Commodore hat der Verpackungsdienstleister «Streiff & Helmold» die Buchstaben wieder an die Außenwand seiner Firmenzentrale montieren lassen. Einst lieferte das Unternehmen die Verpackungen für den gesamten europäischen Commodore-Markt. Braunschweig war aber von 1980 bis 1993 der auch der Haupt-Produktionsstandort von Commodore in Europa mit bis zu 2.000 Beschäftigten. Nach der Pleite des Herstellers übernahm die Firma 1996 das Gelände der Europa-Zentrale des Computer-Bauers. In der einstigen Commodore-Kantine erinnert Senior-Chef Helmut Streiff an die große Zeit der Commodore-Personal-Computer, die eng mit seinem eigenen Leben verknüpft ist. «Das ist das Mindeste, was wir tun können». Nostalgisch blickt Streiff zurück auf die einst enge Partnerschaft mit den Commodore-Mitarbeitern. Seit Oktober 1980 war die Europa-Zentrale in Braunschweig.

In Vitrinen stehen Produkte, die den Markt für Heim-PCs damals revolutioniert haben. Der Commodore 64 zum Beispiel, der weltweit millionenfach verkauft wurde – und der erste Heim-PC war, der auch für den Normalverbraucher erschwinglich war. Klobig und kantig sieht das Gerät aus heutiger Sicht aus, wie ein «Brotkasten» eben, wie der Spitzname des Gerätes lautete. Zum Eine-Millionsten C64 in Deutschland wurde eine limitierte Sonderedition in Gold aufgelegt. Eines der nur 250 Exemplare kann seit Freitag in der Dauerausstellung bewundert werden. «Dass die Amerikaner ausgerechnet Braunschweig als Standort für ihr Europa-Geschäft aussuchten, hatte einen besonderen Grund», sagt Frank Huliczka, der mit anderen Streiff-Mitarbeitern die Schau konzipiert hat. Der heutige Werksleiter hat auch damals schon für die Firma gearbeitet. «Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig hatte schon früh die für damalige Verhältnisse sehr günstigen Commodore Rechner gekauft», sagt Huliczka. Es gab also schon einen Kontakt nach Niedersachsen.

«Sicherlich waren auch die Nähe zur Technischen Universität und die damalige Zonenrandförderung ausschlaggebend.» Richtig glatt gelaufen sei die Produktion allerdings am Anfang noch nicht. «Ich erinnere mich noch an die hohe Fehlerquote bei den Geräten.» Die habe auch daran gelegen, «dass es damals schlicht noch keine Computer-Experten gab». Auf den Zeitungsausschnitten in der Ausstellung seien deshalb «oft Hausfrauen zu sehen, die die Dinger irgendwie zusammenbauten». Irgendwann habe Commodore dann den Anschluss an die Entwicklung verloren, glaubt Huliczka. «Es hatte halt schon jeder einen C64, die neuen Produkte boten zu wenig Verbesserungen, um die Kunden zu einem Neukauf zu bewegen.» Später gelang Commodore mit dem Amiga noch mal ein Achtungserfolg, konnte sich aber langfristig nicht gegen die IBM-kompatiblen PCs und Macintosh-Computer von Apple durchsetzen. Anfang der 80-er Jahre wuchs aber eine ganze Generation mit dem Brotkasten-ähnlichen Computer C64 auf. «Im Gegensatz zu heute konnten junge Menschen mit dem Gerät echt etwas lernen», betont Huliczka. Stundenlang saßen damals viele C64-Fans vor den aus heutiger Sicht extrem langsam arbeitenden Computern. «Andere steuern bis heute ihre Modelleisenbahn mit den einfach zu programmierenden Rechnern.» In einer kleinen Kammer neben den Ausstellungsräumen sieht es aus wie in den achtziger Jahren. Auf klobigen Monitoren läuft die alte Software. Diskettenlaufwerke rattern und blinkende Cursor verlangen vor blauem Hintergrund eine Eingabe. Die Hardware wird in dem fensterlosen Raum nicht nur ausgestellt, sondern funktionsfähig gehalten. «Hier werden wir uns bestimmt einmal zum Daddeln treffen», sagt Huliczka.   

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